Gamaschen und Bandagen werden beim Reiten als gewisse Schutzfunktion vor äußeren Schlag- und Trittverletzungen angelegt. Dass zu festes Bandagieren den Lymphfluss im Pferdebein beeinträchtigt ist seit langem bekannt und wurde auch in wissenschaftlichen Dissertationen der Tierärztlichen Hochschulen Hannover und München nachgewiesen.
Gleiches gilt für zu eng sitzende Gamaschen.
Wir nehmen Bezug auf die Veröffentlichung „Das Gewebe verkümmert mit der Zeit“ aus der Zeitschrift Bayern´s Pferde Ausgabe 8/2010.
Es wird von einer Humanstudie gesprochen in welcher festgestellt wurde, daß die Leistungsfähigkeit der Sehnen mit zunehmender Erwärmung abnimmt und bei 60 Grad ein sofortiger Sehnenschaden eintritt. Hier wird von Ergebnissen aus einer Laborsituation gesprochen und gleichzeitig von Lahmheiten am Pferd. Der Erkenntnis, dass zu hohe Temperaturen ab 60 Grad „Gift für´s Pferdebein“ sind können wir nur zustimmen … denn die Eiweißverbindungen im Körper fangen bereits ab ca. 42 Grad an zu koagulieren, was letztendlich zum Tod des gesamten Organismus führt.
Lt. diesem Artikel konnte in der Praxis eine Erwärmung des Gewebes unter einer Bandage /Gamasche von 33 Grad in der Ruhe und 36 Grad in Bewegung festgestellt werden. Derartige Erwärmungen fördern die Durchblutung im Bein, sind aus unserer Sicht jedoch keinesfalls schädlich für das Pferdebein. Man bedenke bitte, daß die übliche Körpertemperatur des Pferdes 37,5 bis 38,5 °C beträgt.
Wir sind der Meinung, daß der Einsatz von Bandagen oder Gamaschen bei Verwendung als Schlag- und Trittschutz während des Reitens keine Gesundheitsbeeinträchtigung für das Pferd darstellen. Die Gamaschen kommen hier ja nur 1- 2 Stunden zum Einsatz. Voraussetzung ist selbstverständlich immer die richtige Anwendung. Wir würden allerdings dringend davon abraten während dem Reiten Pferdegamaschen zu verwenden, die gleichzeitig noch durchblutungsfördernde Eigenschaften aufweisen, also z.B. Pferdegamaschen mit einem Keramik-Innenfutter. Wir würden Ihnen empfehlen derartige wärmetherapeutische Pferdegamaschen NUR während der Ruhephase des Pferdes in Form von Stallgamaschen zu verwenden.
ABER:
Das Bandagieren während der Ruhephase in der Box sollte aus den bereits angesprochenen Gründen (Beeinträchtigung des Lymphflusses) vermieden werden. Beim Einsatz von Gamaschen in der Box (sogenannten Stallgamaschen) während der Ruhephase und somit über mehrere Stunden sollten Sie auf folgendes achten:
- größtmögliche Atmungsaktivität der Außen- und Innenmaterialien bei den verwendeten Stallgamaschen
- keine zu dicken Bandagierkissen, da hierunter leichter ein Wärmestau entstehen kann